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Ein kurzer Lebenslauf
      Die Tochter schreibt:
"Mein Vater, der Kunstmaler"
      Ein Enkel schreibt:
"Erinnerungen an den Maurerweg"
Rudi Lehmann - Der Künstler!


Erinnerungen an den Maurerweg

Wenn ich an meine Kindheit und Jugend zurückdenke, sind unsere Großeltern, Erna und Rudi Lehmann, oft in meinen Gedanken präsent. Für meinen Bruder und mich waren sie eben Oma und Opa, zu denen man "schnell mal" mit dem Fahrrad hingefahren ist.
Heute weiß ich, was uns damals oft dorthin zog.
Es war die Idylle einer ruhig gelegenen Doppelhaushälfte in der Siedlung am Maurerweg in Falkensee / Finkenkrug, die in den 1930ern durch unseren Urgroßvater, Wilhelm Schulze, der den Beruf des Stellmachers bei der "MITROPA" ausübte, in Eigenleistung erbaut wurde.
Die Größe der Zimmer entsprach den bescheidenen Ansprüchen unserer Urgroßeltern, in einem kleinen, aber eigenem Heim zu wohnen. Dieser Lebensstil wurde durch unsere Großeltern in diesem Häuschen weitergeführt.

Die kleinen Zimmer waren in Verbindung mit der Möblierung äußerst gemütlich.
Zum Dachboden gelangte man über eine Treppe und anschließend durch eine Tür. Dahinter verbargen sich zwei Räume.
Im linken standen zwei Betten mit je einem Nachtschrank längsseits der Mansarde. Vor dem kleinen Fenster stand eine alte, mechanisch angetriebene Nähmaschine der Marke "Singer". Im rechten verbargen sich die wahren Schätze. Dort zu "schnöckern", meistens mit Omas und Opas Erlaubnis, hat richtig Spaß gemacht. Man fand dort die Dinge, die sich im Verlaufe des Lebens unserer Großeltern angesammelt hatten und irgendwo abgestellt werden mussten. Das betraf z.B. auch Bilder, Skizzen und Fotos von Opa Rudi, deren Aufbewahrung in den Wohnräumen nicht möglich war.

Es war schon ein merkwürdiges Gefühl, Entwürfe und fertige Bilder unseres Großvaters beispielsweise aus dem Jahre 1930 zu betrachten. Auch Bücher, Zeitschriften und Werbeprospekte, die durch ihr vergilbtes Äußeres auf ein aus unserer Sicht sehr lange zurückliegendes Erscheinungsdatum hinwiesen, erzeugten in uns ein Gefühl der Erfurcht zu Vergangenem.
Und über Allem schwebte dieser Geruch nach Holz, Staub, Farben, altem Papier, Seife usw., den ich auch heute noch mit diesem Raum in Verbindung bringe, wenn ich ihn wahrnehme.

Im Garten reiften zu den entsprechenden Jahreszeiten die verschiedensten Obst- und Gemüsesorten. Da konnte man zwischendurch immer mal etwas naschen. Auch Blumen verzierten den Garten. Im hinteren Teil des Anwesens gackerten und scharrten mal mehr und mal weniger Hühner.
Es kam oft vor, dass bei schönem Wetter ein mit diesem Umfeld verschmolzen wirkender Opa Rudi anzutreffen war, der gerade wieder dabei war, mit Pinsel und Wasserfarben seine momentanen Eindrücke in Form eines Aquarells festzuhalten. Auch sonst hatte er, wenn ich mich recht erinnere, immer irgendetwas zu malen oder zu zeichnen. Es war für uns alle Normalität und gehörte eben dazu.
Heute weiß ich, warum das so war.
Mein Großvater trieb sich durch die innere Unruhe des Künstlers ständig selbst dazu an, Neues zu schaffen. Es ist anzunehmen, das ein Motiv, welches seine Emotionen anregte, unbedingt zu Papier gebracht werden musste. Wenn es ihm in bestimmten Situationen nicht möglich war, ein Projekt sofort zu verwirklichen, fertigte er Skizzen an oder fotografierte seine Objekte.
Sicherlich hat Opa Rudi viele künstlerische Vorhaben nie umgesetzt bzw. fertiggestellt.
In seinem Nachlass befinden sich Hinweise darauf. Es ist nachvollziehbar, dass er die Eindrücke aus 74 Lebensjahren letztlich nach Wichtigem und Unwichtigem ausgewählt hat. Auch spielte hier sein gesundheitlicher Zustand eine nicht zu vernachlässigende Rolle, der ihn mit zunehmendem Alter oft daran hinderte, seiner Leidenschaft, der Kunstmalerei, nachzugehen.
Die Vielzahl seiner vollendeten Kunstwerke soll jedoch Inhalt dieser Internetpräsenz sein.

Mit Oma und Opa Lehmann verbinden sich für meinen Bruder und mich viele schöne Kindheits- und Jugenderlebnisse.
Obwohl diese Homepage unserem Großvater, dem Kunstmaler Rudi Lehmann gewidmet ist, soll jedoch die wichtige Rolle unserer Großmutter, Erna Lehmann, die sie für uns als Enkel und vor allem für unseren Opa Rudi einnahm, hervorgehoben werden. Sie war ein lieber, warmherziger und bedachter Mensch, der in meiner Erinnerung immer besorgt um die Gesundheit ihres Ehemannes war.
Sie hat ihm aus meiner heutigen Sicht oft den Freiraum geschaffen, seine künstlerische Begabung auszuleben.

Für uns war sie "die Oma", die uns seit frühester Kindheit umsorgt hat.
Sie hat sich immer gefreut, wenn wir Enkel bei ihr waren. Für uns war es immer ein besonderes "Highlight", sie bei ihren Einkäufen in den kleinen Siedlungsladen im Schusterweg zu begleiten. Dort gab es eigentlich alles, was für den täglichen Lebensbedarf benötigt wurde und manchmal Dank der Bemühungen von Frau Voigt auch ein wenig mehr. Standard war dort für uns Enkel mindestens das "Schrippchen", dass wir auf dem Heimweg verzehrten. Meistens kamen noch andere kleine Überraschungen dazu, die wir unbedingt haben wollten.
Auch in für uns schwierigen Situationen, z. B. wenn wir krank waren, war sie immer tröstend an unserer Seite. Kurzum, sie war die gütigste und liebevollste Großmutter, die man sich als Kind und Heranwachsender vorstellen kann.


Opa Rudi war ein warmherziger und liebevoller Mensch, der auf seine Enkel stolz gewesen ist. Er erzählte oft lustige Geschichten aus seinem Leben. Ob immer alles der Wahrheit entsprach, sei hier dahingestellt. Die Art und Weise, wie er Begebenheiten schilderte, ließen uns in das Geschehen abtauchen und in Details miterleben.
Manchmal ergab es sich, dass mein Bruder oder ich bzw. wir beide zusammen ihn bei seinen Spaziergängen durch die Siedlung begleiteten. In diesen Momenten sprach er oft über deren Entstehung und Entwicklung im Laufe der Jahre. Er zeigte uns besonders schöne "Ecken" und erklärte stets, warum er diese als solche empfunden hat.
Auf jeden Fall hatte er feste Ansichten, nach denen er lebte und die er bis zum Schluss nicht aufgab. Dazu gehörte die innige Liebe zu seiner Frau und seiner Familie.

Henning Tews im Jahre 2007